In ihrem Sachbuch „Über Leben“ aus dem Jahr 2020 stellen die Autoren, Dirk Steffens und Fritz Habekuss, das Aussterben der Arten als größte Belastung unseres Planeten dar.
Über Leben, 2020, Grafiken (zwischen S.128-29)
Das Vorwort beginnt mit dem Hinweis, dass das Buch zwei Teile besitz. Im ersten Teil erklären die Autoren die große Vielfalt des Lebens, Biodervisität. In diesem Abschnitt wird die Liebe zur Natur der Autoren deutlich sichtbar und auch immer wieder betont- der Mensch ist Teil dieser Natur und die Natur ist ein Kreislauf, der nur so lange funktioniert, wie seine Einzelteile funktionieren. Bis zu diesem Punkt scheint vieles bekannt und es bleibt die Frage: Was sind die Lösungen?
Hiermit kommen wir zum zweiten Teil des Buches, der von den Autoren als der schwierige Teil bezeichnet wird:
„Der zweite Teil des Buches ist uns schwergefallen. Wir mussten die Deckung verlassen, uns angreifbar machen. Beinahe hätten wir uns nicht getraut.“ Über Leben,2020, S. 7
Doch gerade bei dem Wagnis, Lösungen anzubieten, bietet das Buch viel Neues und ist erfrischend ehrlich. So stellen die Autoren heraus, dass Argumente gegen einen Umweltschutz, der Arbeitsplätze und Wohlstand gefährdet, das Vorsorgeprinzip außer Acht lässt und die Kosten für Umweltschäden auf spätere Generationen verschieben. Von daher stellt sich den Autoren die Frage, ob wir einen Grünen Kapitalismus fördern sollten, der auf politischer Ebene negative Umwelteffekte dem Verursacher in Rechnung stellt.
„Bisher ist unsere Wirtschaft ökologisch eher ein Zwitterwesen: kapitalistisch, wenn es um die Privatisierung von Gewinnen geht, sozialistisch, wenn es um die Kosten der Umweltschäden geht.“ Über Leben,2020, S. 168
Bei der Umsetzung des Ökologischen Kapitalismus ist zum einen die Politik gefragt, indem sie das Verursacherprinzip durchsetzt und zum anderen ist die Gesellschaft gefragt, die diese Maßnahmen mitträgt. Dabei ist es wichtig, „seine demokratischen Muskeln“ zu trainieren, denn diese Transformation ist nur möglich, wenn Politik und Gesellschaft bereit dazu sind:
„Eine Mehrheit müsste tiefe Einschränkungen nicht nur hinnehmen, sondern eine Regierung im Amt bestätigen, die für diese Einschränkungen verantwortlich ist, die nicht immer mehr und immer bequemer verspricht, sondern die Zumutungen erklärt, die notwendig sind, um Lebensgrundlagen zu schützen.“ Über Leben,2020, S. 197
Kann unsere Demokratie solche Lasten tragen? Steffens und Habekuss sind optimistisch, denn wir sind mit dem Covid-19 Virus gerade in einen solchen Ausnahmezustand abrupt hineingestoßen wurden. Die Coranaepidemie fordert große Einschränkungen, doch unsere Demokratie zeigt sich äußerst robust:
- Menschen sind in der Lage, raschen Veränderungen mit breiter Zustimmung zu begegnen
- Transparenz und Ehrlichkeit der Politik erhöhen gesellschaftliche Akzeptanz
- Wer Erkenntnisse der Wissenschaft nicht leugnet oder relativiert, erhöht den politischen Handlungsspielraum
- Einschränkungen machen keine Angst vor demokratiefressenden Machthabern
Über Leben,2020, S. 223
Die Coranaepidemie kam unvermittelt auf uns zu und hat starke Eingriffe der Politik und große Einschränkungen der Menschen gefordert. Die Ökokrise drängt uns ebenfalls zum Handeln, wozu Wissenschaft und auch unser Alltagsverstand permanent auffordern. Der Handlungsbedarf ist hoch und verengt den Handlungsspielraum immer mehr, trotzdem greift „eine starke Umweltpolitik viel sanfter in die individuellen Freiheitsrechte ein„. Über Leben, 2020, S.223
Steffens und Habekuss sehen uns bei der Transformation zur grünen Gesellschaft noch in der Phase des „Mobilisierens“. Hierbei geht es vor allem um Transparenz und Aufklärung. Vielleicht hat die Coranaepedemie uns gezeigt, dass wir zu weiteren Schritten in der Lage sind und wir eine Politik umsetzen sollten, der es möglich ist, wissenschaftlich Fakten nicht mehr zu ignorieren.
Über Leben, 2020, (zwischen S. 128-29)